1. Die Wahl der Methode entscheidet über Qualität und Quantität.
Die Weinlese kann auf zwei wesentliche Arten durchgeführt werden: Durch traditionelle
Handarbeit oder mit sogenannten Vollerntern. Bei der Handarbeit, die in zu steilen Weinbergen oder
bei Trauben, die zu hochwertigen Weinen verarbeitet werden sollen, angewendet wird, werden die Trauben sorgfältig selektiert
und gepflückt. Diese Methode gewährleistet eine hohe Qualität, da nur die besten Trauben
geerntet und beschädigte oder unreife Früchte aussortiert werden.
Auf der anderen Seite bietet die maschinelle Lese eine schnelle und effiziente Lösung für
große Weinberge. Traubenvollernter können in kürzerer Zeit eine große Menge an Trauben
ernten, was besonders bei großen Erträgen von Vorteil ist.
Aber auch hier muss eine händische manuelle Negativlese stattfinden. Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Während die Handarbeit durch ihre
Präzision und Selektion überzeugt, ermöglicht die maschinelle Ernte eine kosteneffiziente
und schnelle Erfassung. Die Wahl der Methode hängt von der Größe und Topographie des Weinbergs, der
Rebsorte und den spezifischen Zielen des Winzers ab. In einem idealen Jahr kann die
Kombination aus Qualität und Quantität durch die richtige Methode optimiert werden.
2. Das ist der perfekte Zeitpunkt für die Lese.
Die Weinlese ist nicht nur ein arbeitsintensiver Prozess, sondern auch eine Kunst. Den
optimalen Lesezeitpunkt zu bestimmen, erfordert ein feines Gespür für die Reben und eine
gute Wetterintuition. In den meisten Weinregionen Deutschlands beginnt die Lese
typischerweise Anfang bis Mitte September und kann bis weit in den Oktober hinein
andauern. Doch der genaue Zeitpunkt variiert.
Jede Rebsorte, jeder Weinberg und jedes Jahr bringen ihre eigenen Bedingungen mit sich.
Winzer müssen die Balance zwischen Zucker, Säure und Aromen genau im Auge behalten.
Ein paar Tage zu früh kann den Wein flach erscheinen
lassen, während eine zu späte Ernte
zu überreifen oder fäulnisbefallenen Trauben führen kann.
Besonders spannend wird es bei edelsüßen Weinen wie der Trockenbeerenauslese. Hier
warten die Winzer oft bis tief in den Herbst, um die Edelfäule, eine spezielle Form des
Pilzbefalls, zu nutzen, die den Trauben einen einzigartigen Geschmack verleiht. Diese
Geduld zahlt sich aus, denn solche Weine gehören zu den wertvollsten der Welt.
3. Diese Rebsorten reifen zuerst.
Nicht alle Trauben reifen gleichzeitig. Manche Rebsorten sind frühe Starter, während andere
sich Zeit lassen und erst spät im Herbst ihre volle Reife erreichen. Zu den frühen Sorten im
Weinberg zählen zum Beispiel Müller-Thurgau und Silvaner. Diese Trauben sind oft bereits
Ende August bereit für die Ernte und bringen frische, fruchtige Weine hervor, die jung
getrunken werden können.
Die Spätzünder hingegen, wie Riesling, Spätburgunder und Lemberger, lassen sich Zeit. Sie
reifen langsamer, entwickeln dabei aber eine komplexere Aromenstruktur und eine knackige
Säure. Besonders der Riesling profitiert von dieser späten Reife und ist bekannt dafür,
einige der besten Weine der Welt hervorzubringen.
Interessant ist auch, dass der Klimawandel die Reifezeiten verschiebt. In den letzten Jahren
hat sich die Lese vielerorts nach vorne verlagert. Doch auch wenn die Trauben früher reif
werden, bleibt das Ziel das gleiche: Ein Wein, der das Terroir – den einzigartigen Charakter
des Anbaugebiets – perfekt widerspiegelt.
Die Magie der Lese
Die Lese ist weit mehr als nur der Beginn der Weinproduktion. Sie ist ein entscheidender
Moment, der über die Qualität und den Charakter des Weins entscheidet. Von der Menge
der geernteten Trauben über den perfekten Lesezeitpunkt bis hin zur Frage, welche
Rebsorten zuerst reif sind – die Lese ist ein faszinierendes Zusammenspiel von Natur,
Handwerk und Intuition. Und für Weinliebhaber gibt es kaum etwas Spannenderes, als zu
wissen, dass in jeder Flasche Wein die sorgfältige Arbeit und das Herzblut eines ganzen
Jahres stecken.